Bildschirmkalibrierung

Eine kurze Anleitung, um den Bildschirm optimal einzustellen. Mit Testbildern und ein paar Hintergrundinformationen.

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Wie oft kommt es vor, dass ein Benutzer vor dem Bildschirm die gelbe Warnfarbe eines Abschnitts nicht bemerkt oder die hellgraue Abtrennung eines Bereichs nicht erkennt, weil sie der Bildschirm schlicht nicht darstellt? Ebenso sehen Webseiten, deren Farben auf einem schlecht justierten Bildschirm ausgewählt wurden, bei vielen Besuchern u. U. merkwürdig oder übertrieben bunt aus. Das sind nur die geläufigsten Probleme, die aus einer falschen Bildschirmkalibrierung resultieren. Diese Seite bietet eine einfache Anleitung mit Erklärungen, um solche Probleme schnell und einfach selbst weitgehend zu lösen.

Ein Hinweis vorweg: Die hier beschriebenen Schnelltests sind lediglich dazu geeignet, möglichst viele Farben und Helligkeiten unterscheiden zu können. Für eine exakte Farbwiedergabe wird ein spezielles Gerät (Colorimeter) benötigt, das dann auch auf die Farbeinstellungen der Grafikkarte zurückgreifen kann. Außerdem werden nicht alle Bildschirme überhaupt in der Lage sein, die hier beschriebenen Anforderungen zu erfüllen.

Vorbereitung

Zunächst sollte der Bildschirm bereits seit mindestens 30 Minuten eingeschaltet sein und ein Bild anzeigen. CCFL-Hintergrundbeleuchtungen brauchen oft einige Zeit, bis sie ihre volle Helligkeit erreichen und die Helligkeitsverteilung gleichmäßig ist. Für die folgenden Tests sollte der Raum auch nicht zu hell sein, da das die Sichtbarkeit mancher Farben beeinträchtigt.

Bei LCD-Bildschirmen mit einfachen TN-Panels muss die vertikale Neigung außerdem so eingestellt sein, dass der Blick senkrecht auf die Mitte der Bildfläche trifft. Diese Technik ist sehr blickwinkelabhängig und eine Betrachtung von oben oder unten führt zu stark verfälschten bis sogar invertierten Farben. Andere Technologien wie IPS, VA oder PLS sowie OLED-, Plasma- oder Röhrenbildschirme sollten davon nicht betroffen sein.

Sofern vorhanden, sollte die Voreinstellung im Bildschirmmenü auf sRGB eingestellt sein. Das ist der für das Internet und digitale Medien allgemein relevante Farbraum und oft eine gute Grundlage für weitere Anpassungen, falls notwendig. Die Farbtemperatur müsste dann auch 6500 K betragen. Das entspricht einem eher kühlen Weiß. Im Vergleich zur Beleuchtung einer Glühbirne oder anderer warmweißer Leuchtmittel erscheint eine weiße Fläche auf dem Bildschirm dann leicht bläulich, bei Tageslicht und bewölktem Himmel ist es etwa gleich.

☼ Helligkeit

Oft sind Bildschirme in ihrer Werkseinstellung viel zu hell eingestellt. Das ist sehr ermüdend und sollte unbedingt vermieden werden. Außerdem braucht der Bildschirm so mehr Strom als nötig. Stattdessen sollte die Helligkeit des Bildschirms so eingestellt sein, dass eine weiße Fläche (z. B. der Hintergrund dieser Webseite oder eines leeren Dokumentfensters) in etwa so hell wie die Umgebung des Bildschirms (z. B. ein heller Schreibtisch, ein Blatt Papier oder eine weiße Wand) scheint. Häufig wird eine Helligkeit zwischen 100 und 140 cd/m² empfohlen, letztlich ist das aber eine persönliche Präferenz. In den Einstellungen entspricht das oft einem Wert irgendwo im Bereich von 15 bis 40 %. Diese Einstellung sollte als erstes erfolgen und bei Änderung weiterer Parameter immer wieder überprüft werden, da manche LCD-Bildschirme bei Änderung des Kontrasts fälschlicherweise auch die Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung verändern – und umgekehrt.

Wenn die Helligkeit in diesem Schritt stark geändert wurde, kann es nicht schaden, die folgenden Tests nach weiteren 30 Minuten zu wiederholen, da sich die Hintergrundbeleuchtung in der neuen Bildschirmeinstellung noch geringfügig verändern kann. LED-Hintergrundbeleuchtungen und OLED-Bildschirme sowie ältere Plasma- oder Röhrenbildschirme sollten hiervon nicht betroffen sein.

◐ Kontrast

Damit sehr helle und sehr dunkle Farben noch auf ihrem Hintergrund sichtbar sind, sollte der Kontrast des Bildschirms so eingestellt sein, dass auch die Helligkeitsstufen kurz vor reinem weiß noch unterscheidbar sind. Der Wertebereich pro Farbkomponente (Rot, Grün und Blau) ist bei der üblichen 8-Bit-Auflösung von 0 (dunkel) bis 255 (hell). Idealerweise ist der Helligkeitswert 253 bereits vom umgebenden Weiß unterscheidbar, spätestens 251 sollte erkennbar sein. Je weniger graue Kästchen im folgenden Abschnitt zu sehen sind, je mehr Helligkeitswerte also nur noch als Weiß dargestellt werden, desto höher ist der Kontrast eingestellt. Dann hilft es, den Kontrast in den Bildschirmeinstellungen zu reduzieren, damit möglichst viele hellgraue Kästchen sichtbar werden. Dabei sollte trotzdem die Gesamthelligkeit nicht übermäßig reduziert werden, um weiterhin das gesamte darstellbare Helligkeitsspektrum auszunutzen.

Damit die hellen Kästchen gut zu sehen sind und nicht vom Hintergrundmuster der Seite beeinflusst werden, musst du den Seitenhintergrund mit der folgenden Checkbox auf reines Weiß umstellen.

255
ff
253
fd
251
fb
249
f9
247
f7
245
f5
243
f3
241
f1
239
ef
237
ed
235
eb
233
e9
231
e7

Ebenso verhält es sich mit sehr dunklen Helligkeitswerten kurz vor reinem Schwarz. Hier sollte etwa ab dem Wert 6, spätestens 9, ein Unterschied zum umgebenden Schwarz zu erkennen sein. Die Schritte sind hier größer, da die Gamma-Anpassung dunkle Farben komprimiert. Damit die dunklen Kästchen gut zu sehen sind und nicht vom weißen Seitenhintergrund überstrahlt werden, musst du den Seitenhintergrund mit der folgenden Checkbox vorübergehend auf Schwarz umstellen.

36
24
33
21
30
1e
27
1b
24
18
21
15
18
12
15
0f
12
0c
9
09
6
06
3
03
0
00

Eventuell ist es nötig, mehrmals die Helligkeit und den Kontrast anzupassen, bis die hellen sowie die dunklen Töne erkennbar sind.

Verlauf

Manche Bildschirme neigen bei der Anpassung des Kontrasts oder der Reduktion der Helligkeit dazu, nicht mehr alle Helligkeitsstufen auszunutzen, die das Panel technisch ermöglichen würde. Das führt in extremen Fällen dazu, dass glatte Farb- oder Helligkeitsverläufe deutlich sichtbare Sprünge oder Kanten aufweisen. Nach der Einstellung von Helligkeit und Kontrast sollten die folgenden Verläufe noch glatt erscheinen. Falls nicht, könnten Kontrast oder Helligkeit zu niedrig eingestellt sein.

ɣ Gamma

Damit auch die mittleren Töne wie erwartet aussehen, sollte der Gamma-Wert des Bildschirms richtig eingestellt sein. Der Gamma-Wert ist ein Exponent, der auf das Eingangssignal angewendet wird, um die tatsächliche Helligkeit zu berechnen. Im sRGB-Farbraum ist er auf den Wert 2,2 festgelegt. Ist er zu hoch eingestellt, erscheinen die mittleren Helligkeiten zu dunkel. Umgekehrt erscheint alles zu hell, wenn der Wert zu niedrig eingestellt ist. Im folgenden Abschnitt sind mehrere graue Flächen dargestellt, die jeweils bei dem darunter angegebenen Gamma-Wert aus etwas Entfernung gleich hell wie das umgebende Muster erscheinen.

1,6
a6
1,8
ae
2,0
b5
2,2
ba
2,4
bf
2,6
c4

Das Testmuster besteht ganz einfach aus gleichmäßig verteilten ebenso vielen schwarzen wie weißen Pixeln. Im Durchschnitt zeigt es also 50 % der vollen Helligkeit. Die Vergleichsflächen haben jeweils den Grauton, dessen Farbwert in der zweiten Zeile angegeben ist. #808080 (die Mitte des RGB-Farbraums) ist also bei weitem nicht die Mitte des Helligkeitsbereichs. Die liegt bei sRGB bei #bababa (dezimal 186). Der Farbwert 128 (hex. 80) hat nur 0,52,2 = 22 % Helligkeit – auch wenn das Auge davon nicht überzeugt ist, weil es ebenfalls nicht-linear wahrnimmt.

Schärfe

Dieses Testmuster ist auch für die Schärfeeinstellung des Bildschirms verwendbar: Bei einer Schärfung durch den Bildschirm (zu hoher Wert) ändert sich das Erscheinungsbild des Pixelmusters kaum, bei „Unschärfung“ (zu niedriger Wert) wird es aber sofort merklich dunkler und verfälscht die Gamma-Ermittlung. Deshalb sollte vor der Anpassung des Gamma-Werts zunächst die Schärfe neutral eingestellt werden, falls der Bildschirm über eine solche Einstellung verfügt.

Statistische Daten

  • Erstellt am 2013-09-19, aktualisiert am 2016-06-15.